Jagd Berichte:
„Elicia vom Fürstenauer Wald“ wird ASP-Kadaversuchhund
Am 14. Januar 2023 startete unser Weg in Richtung ASP-Kadaversuchhund. Doch bevor ich davon berichte, fangen wir mal ganz von vorne an.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine tödliche Viruserkrankung für alle Schweine. Hierbei spielt es keine Rolle ob Haus- oder Wildschein. Sie gilt als gefährliche Seuche und ist anzeigepflichtig. Bei einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest ist die Suche nach Wildschweinen, die an der Seuche verendet sind, wichtiger Bestandteil der Tierseuchenbekämpfung. In den Kadavern und de-ren Umgebung ist sehr viel infektiöses Virusmaterial, an dem sich andere Wildschweine anstecken und die Seuche weiterverbreiten können. Die Kadaver verendeter Wildschweine müssen daher mög-lichst schnell gefunden und beseitigt werden. Die Kadaversuche mit speziell ausgebildeten Mensch-Hund-Teams hat sich dabei sehr bewährt. Das TCRH Training Center Retten und Helfen in Mosbach wurde vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) mit der Ausbildung der Kada-versuchteams, sowie deren Bereitstellung für Sucheinsätze beauftragt. Das Projekt wird fachlich vom Jagdgebrauchshundeverband e.V. (JGHV) und vom BRH Bundesverband Rettungshunde e.V. (BRH) getragen. [Quelle: https://www.tcrh.de/wp-content/uploads/2022/11/Flyer-Kadaversuche-final.pdf] Weitere Informationen unter: asp.tcrh.de |
Um für die Ausbildung zugelassen zu werden, gibt es Sichtungsveranstaltungen. Hierfür kann man sich online bewerben und wird schließlich zu einem Termin nach Mosbach ins Training Center Retten & Helfen (TCRH) eingeladen. Hier begann also unser Weg, der uns bis heute so wahnsinnig viel Freude bereitet.
Bei der Sichtungsveranstaltung durchläuft jedes Hund-Mensch-Team mehrere Stationen. Lissy wurde zuerst von einer Physiotherapeutin angeschaut, sollte über eine Brücke und durch einen Tunnel laufen. An der nächsten Station ging es um die Geländegängigkeit und Kondition von Mensch und Hund. Gemeinsam mussten wir mit erhöhtem Tempo durch unwegsames Gelände. Lissy war super und hat gezeigt, dass auch ein Beagle frei laufen kann, ohne direkt zu verschwinden und sein eigenes Ding zu machen. An meiner Kondition musste ich allerdings noch ein kleines bisschen arbeiten 😊 An der letzten Station sollten wir miteinander spielen und zeigen, dass wir gemeinsam Spaß haben können. Auch das hat prima funktioniert und so ging es für Lissy zurück ins Auto und für mich zum Theorie-test. 20 Fragen, ähnlich denen aus dem Sachkundenachweis, mussten beantwortet werden und zum Schluss folgte ein persönliches Gespräch mit dem Ausbildungsleiter. Hier wurde u.a. abgefragt, welches Vorwissen zu Einsatzstrukturen und Ortungstechnik vorhanden sind und wie die zeitliche Verfügbarkeit im Falle eines Einsatzes ist. Unsere Sichtungsveranstaltung verlief super und wir bekamen die Einladung zur Ausbildung. Es gibt die Optionen die Ausbildung in 7 Tagen am Stück oder an drei Wochenenden zu absolvieren.
Ich entschied mich für die Wochenendausbildung. Also verbrachten Lissy und ich zwei Wochenenden im April und ein Wochenende im Mai im TCRH Mosbach.
Für die praktischen Übungen waren wir in einer Gruppe von 7 Mensch-Hund-Teams zusammen mit drei Ausbilderinnen. In der theoretischen Ausbildung wurden alle Hundeführer gemeinsam in Einsatzhierarchie, Suchtaktik, Orientierung im Gelände und dem Umgang mit technischen Ortungsgeräten geschult.
Die praktische Ausbildung für den Hund begann an der sogenannten Differenzierungsreihe. Hier er-folgt die Geruchseingabe, denn die Hunde müssen ja erst lernen, dass das Aufsuchen der Geruchsquelle von totem Wildschwein zum Erfolg führt.
Nach dem ersten Wochenende wurden wir alle mit einer Differenzierungsreihe und einer Kadaverprobe ausgestattet. In den folgenden zwei Wochen haben wir zu Hause fleißig geübt und Lissy hat verlässlich das Glas angezeigt, indem das Kadaverstück lag.
Am zweiten Wochenende wurden die Hausaufgaben überprüft und die Suche verlagerte sich in die Natur. Die Hunde bekamen die Möglichkeiten in Wald, Wiese, Steinhaufen, unter Containern, dichten Hecken oder auch Rohren zu suchen. Lissy zeigte vom ersten Moment an eine riesen Freude an der Suche, vor allem aber bewies sie wieder einmal, wie ruhig und bedacht sie mit ihrer super Nase unterwegs ist. Dabei war sie immer ansprechbar und ließ sich von mir lenken. Ich als Hundeführerin musste lernen zu erkennen, wann Lissy in die Geruchswolke kommt, um sie dann bspw. bei der Suche in Dornen zu unterstützen und letztendlich das Anzeigeverhalten von Lissy wahrzunehmen und zu bestätigen. Die Unterstützung und Anleitung durch die Ausbilder waren einfach nur großartig und auch durch das Beobachten der anderen Teams konnten wir alle sehr viel dazulernen.
Am dritten und letzten Wochenende waren für uns Prüfungen angesagt. Dabei ging es um die Gehorsamsüberprüfung, die „Grün-Prüfung“ und die erste Einsatzüberprüfung.
Bei der Gehorsamsüberprüfung soll der Hund auch bei Ablenkung abrufbar sein, was Lissy prima gemacht hat. Die „Grün-Prüfung“ ist die erste von drei Prüfungen (Grün, Gelb, Rot). Die Prüfungen unterscheiden sich in der Größe des Suchgebietes, der erlaubten Such-Zeit und der Anzahl der zu findenden Kadaverstücke.
Für die Prüfung waren wir in Zweierteams eingeteilt. Von den Ausbilderinnen und am Prüfungstag auch Prüferinnen wurden wir über die Größe des Suchgebietes, unserer erlaubten Zeit und der Kadaver-Anzahl informiert und dann ging es auch schon los. Unser erstes Suchgebiet war ein Steinhaufen. Innerhalb zehn Minuten musste ein Kadaver-Stück gefunden werden. Nun ja, was soll ich sagen. Lissy hat ganz toll das Stück angezeigt, nur leider habe ich vor lauter Aufregung die Anzeige nicht erkannt und sie weiter in die Suche geschickt. Nachdem Lissy aber zum zweiten Mal an der Stelle stand, ihre Nase tief zwischen zwei Steine gesteckt hat und mich immer wieder auffordernd angeschaut hat, war auch mir endlich klar, was mein Hund mir da mitteilen möchte. Für mich hat sich hier ganz klar gezeigt, dass Lissy genau weiß um was es geht und ich bin ihr einfach nur dankbar für ihre Hartnäckigkeit im Anzeigen.
Weiter ging es mit der sogenannten Ufer-Suche. Lissy hatte recht schnell eine Geruchswolke und ging dann den für sie direkten Weg durchs Gestrüpp. Da die Ufer-Suche immer angeleint stattfindet, ging auch mein Weg durchs Gestrüpp. Meine Anspannung war nach der ersten Suche zum Glück nicht mehr so groß und wir konnten auch die zweite Suche erfolgreich beenden.
Die dritte Suche war gleichzeitig unsere erste Einsatzüberprüfung. Diese muss jährlich wiederholt werden, um die Einsatzfähigkeit von Hund und Mensch sicherzustellen. Wir durchliefen also die eingerichtete Schleuse und wurden ausgerüstet mit Funk und GPS. Auf dem GPS-Gerät waren zwei Suchgebiete markiert. Im Zweierteam ging es dann los zum ersten Gebiet. Unser Partner-Hund kam ins Auto und der Besitzer wurde zu meinem Suchtrupphelfer. Dieser hat die Aufgabe zu funken und auf die GPS-Daten zu achten. Lissy’s Suchgebiet war ein Waldstück, in dem zwei Kadaverstücke ausgelegt waren. Ich war einfach nur stolz auf meine kleine Maus, denn auch diese Suchen hat sie mit Bravour gemeistert und konnte in ihre verdiente Pause gehen, während ich zum Suchtrupphelfer wurde.
Alle 29 Mensch-Hund-Teams aus unserem Wochenendlehrgang konnten diesen erfolgreich beenden und ihr Leistungsheft mit eingetragener Prüfung am 21. Mai 2023 entgegen nehmen.
Katharina Heidelberger mit Lissy (Elicia vom Fürstenauer Wald)
Bilder: Dr. Claudia Kunz